07.02.2019

Eiraschu

Eiraschu war immer Eiraschu. 

Bis irgendwer aus dieser besserwisserischen Generation der 69er-Revolte alles auf den Kopf stellte und herausfand, dass dieses Eintopfgericht eigentlich "Irish Stew" heißen müsste. Und gar nicht aus Ofenerdiek kommt, sondern aus Irland...

Oldenburg war bis 1949 Teil der britischen Besatzungszone, und man kann mutmaßen, dass die Speise in dieser Zeit - leicht verballhornt - den Weg in die Ofenerdieker Küche fand. So fand ja auch der Kriegsgefangene und spätere Vater Karlheinz Eich dorthin. 

Für diese These spricht auch, dass Nannis Original eher der sämigeren nordirischen (protestantischen) Version ähnelte als der eher suppenartigen katholischen Variante - mit oder ohne Möhrchen.

In der Version von Tante Wilma (ohne Kohl, sondern nur mit Möhrchen, die gab es nämlich im eigenen Garten), die wir einmal zusammen gekocht haben, hatte sie allerdings nicht - wie in Irland - Lammfleisch benutzt, sondern sie schichtete aus gemischtem (Schwein- und Rind-)Gehackten gedrehte kleine Fleischklöpse in den Eintopf. 

Im Folgenden handelt es sich um Nannis Originalrezept, wobei ich - soviel Ehre den Erfinder*innen des Gerichts - Lammfleisch benutze, aber doch daraus Klöpse mache und nicht - wie der echte Ire - einfach Fleischwürfel aus der Schulter zugebe. 

Ob das Ganze auch vegetarisch geht - z. B. indem man das Fleisch durch (irischen?) Schafskäse ersetzt - sei weiteren Experimenten vorbehalten. Das alte Ofenerdiek war halt nicht sehr vegetarisch...


Suchbild 1955: Wo ist das Dörr-Haus Neusiedender Weg?
                                                                         

Zutaten

  • 1,5 kg mehlige Kartoffeln
  • 1 Lammschulter
  • 1 Ei
  • 1 Wirsingkohl (1 kg)
  • 1 kg Möhrchen
  • 1 große Zwiebeln
  • 0,8 l dunklen Lammfond (oder Gemüsefond, oder einfach nur Wasser)
  • 10 Blätter Minze
  • 3 Zehen Knoblauch
  • 1 altes Brötchen

Zubereitung

0) Nachfolgend wird die Herstellung von "Lammfond" beschrieben. Dazu das Fleisch von der Lammschulter ablösen. Den verbleibenden Knochen und Fleisch-Abschnitte (also Silberhaut, Sehnen und sonstiges Gekröse, das wir nicht mitessen wollen) mit Sonnenblumenöl bei großer Hitze im Backofen ca 1 Stunde braun werden lassen. Dabei aber immer wieder kontrollieren, ob die Küche schon brennt.
Das Produkt vom Backrost  im (Dampfdruck-)Topf mit Wasser aufkochen lassen, Schaum abschöpfen, zerschnittene Möhrchen, Sellerie, Porree und was man sonst noch so an Resten findet, dazu!
Wenn man einen Dampfdrucktopf hat (damals hatte man einen!) alles nach Vorgabe des Herstellers eine halbe Stunde kochen. Hat man - wie Ihr! -  keinen, dann eben auf den langweiligen Normalo-Topf den Deckel drauf. Hitze so runter wie möglich und so lang man mag, und alles zu einem schmackhaften Fond einköcheln lassen. Findet man beim Aufräumen noch Schalen, Knochen oder sonst was - beherzt Deckel auf und noch dazugeben!

1) Aus Lammgehacktem, zerkleinertem Knoblauch, Ei, gehackter Minze, Salz und Pfeffer sowie zermörsertem Brötchen ca 5 cm große Lammklöpse formen


2) Zwiebeln grob hacken, (Möhrchen schälen, in Scheiben schneiden) und zusammen in einer großen Pfanne in etwas Olivenöl anbräunen, den grob gehackten Kohl dazugeben, auch anbräunen lassen, etwas salzen. Mit etwas Wasser oder Rotwein ablöschen
Wirsing großzügig hacken

3) Kartoffeln schälen und in ca. 5 mm große Scheiben schneiden

4) Es böte sich ja an, das Ganze in einer Jenaer Form zu garen. Nanni hat aber einen hohen Topf dafür genommen. Diesen mit der Zwiebel-Kohl-Schicht auslegen, dann Klöpse darauf geben, dann eine Schicht Kartoffeln, salzen, dann wieder Kohl, eine Schicht Klöpse und zum Schluss Kartoffeln. Wieder salzen und pfeffern



5) Fond aufkochen und darüber gießen. Es sollte die gesamte Masse weitgehend überdeckt sein

6) Deckel drauf und im Ofen bei 230 Grad eine Stunde schmoren.

7) Wenn sicher ist, dass die Klopse hart sind, alles verrühren und noch mal 1/2 Stunde mit Deckel garen.
Eiraschu - hier mit Wirsingkohl. Bei Nanni: mit Möhrchen und ohne Kohl

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