02.10.2020

Das beste Zeug der Welt

1775 begibt sich Sir James Cook auf hoher See aufsehenerregend geheimnisvoll in die Offiziersmesse der "Resolution" und sorgt so dafür, dass die neugierigen Matrosen des Dreimasters heimlich dabei zuschauen müssen, wie er täglich mit demonstrativ zur Schau gestellter Begeisterung Sauerkraut verschlingt. 


Von li. nach re.: Füllen der Keramikform: auf Kartoffelstampf Blumenkohl und Porree, Bechamel, Sauerkraut, Bechamel, Käse - fertig überbacken!


Das Experiment gelingt - bald verlangt auch das zuvor ablehnende Bordpersonal die nicht auf den ersten Biss wohlschmeckende Speise: "Von dem Moment, da sie ihre Vorgesetzten etwas schätzen sehen, wird es das beste Zeug der Welt", notiert der Weltumsegler in seinem Logbuch. 

Mit dieser Anekdote wird kolportiert, wie es gelang, mit dem Vitamin-C-haltigen, auf Schiffsreisen gut lagerbaren, Kraut die alte Seemannskrankheit Skorbut zu besiegen. 

Der Schotte James Lind nämlich hatte zuvor schon in einer Versuchsreihe an Matrosen nachweisen können, dass Orangen und Kraut Skorbut besser heilen würden als z. B.  -  verdünnte Schwefelsäure... 

Cooks Verdienst ist es, das Produkt an den Mann gebracht zu haben - ein Meilenstein der Präventionsmedizin. Wie übrigens auch ein Bier, das er als Anti-Skorbut-Mittel aus Teebaum und Rimu-Pflanzen in Neuseeland komponierte: "Spruce-Beer".

Der eigentlich gegenüber den "eroberten" Völkern als tolerant, aber zugleich auch als wenig impulskontrolliert und dann sehr brutal beschriebene Cook selbst verstarb dann am 14. Februar 1779 in Kealakekua Bay zu Hawaii leider auf wenig vegetarische Art: 

Beim Versuch, einen Häuptling zu entführen, wird Cook getötet. Aus vermutlich rituellen Gründen wird sein ohnehin schon grob lädierter Körper von den Ortsansässigen sorgsam ausgekocht, die verbliebenen Knochen verschenkt und "als Geste der Freundschaft" wird ein übrig gebliebenes rohes Schenkelstück an die Besatzung des zweiten von Cook befehligten Schiffs, "Discovery", zurückgegeben. Soweit Auszüge des in Tony Horwitz' Biografie ausgiebig beschriebenen tragischen Endes des Kapitäns seiner Majestät, dessen Fundstücke aus der Südsee übrigens im Weltmuseum Wien ruhen. 

Vladimir Vysozkij schrieb über den Tod des großen Kartographen ein launiges Lied (dt.), beschuldigte aber darin fälschlicherweise australische Aborigines der Missetat - und diese auch noch des Kannibalismus...

Но почему аборигены съели Кука?

За что - неясно, молчит наука.

Мне представляется совсем простая штука:

Хотели кушать - и съели Кука.


Aber warum haben die Aborigines Cook aufgegessen?

Für was - das ist unklar, dazu schweigt die Forschung.

Mich überzeugt voll und ganz die einfache Theorie:

sie wollten essen (sie hatten Hunger) - und aßen Cook auf.


Cook stirbt. "Idealisiertes" Gemälde von Johann Zoffany, 1795


Also Sauerkraut! Wir beschreiben im Folgenden, wie aus dem fermentierten Weißkohl in der Tüte ein genießbares Produkt wird. Dazu nutzt man die Kombination aus Wacholder, Piment und zur besseren Verträglichkeit Kümmel. Ich will im Kraut auch Paprika - eine Verneigung vor der ungarischen Küche. 

Sauerkraut wird meist mit Speck aromatisiert, aber nach so viel fleischlichen Greuelberichten kopieren wir nachfolgend einen rein vegetarischen Kartoffel-Blumenkohl-Sauerkraut-Auflauf von Björn Freitag, seines Zeichens Koch des Gelsenkirchner Fußball-Vereins Schalke 04.


Zutaten  

  • Sauerkraut aus dem Säckchen, Lake abgießen und Kraut im  Sieb mit Wasser kurz abbrausen
  • 1 Zwiebel
  • Wacholderbeeren, Piment, Kümmel
  • 2 TL scharfen Paprika
  • 450 g Blumenkohl
  • 100g Porree 
  • 80g Gouda und 80g Bergkäse 
  • 500g Kartoffeln (vorw. festkochend)

Zutaten für die Bechamelsoße

  • 50g Butter
  • 50g Universal-Mehl 
  • Muskatnuss
  • Abrieb der Schale einer halben Bio-Zitrone
  • 500ml Milche
  • 250ml Sahne

Zubereitung Kraut

1) 1 Zwiebel nudelig schneiden und in 1 EL Butter glasig dünsten. 10 Wacholderbeeren, 6 Pimentkörner und 1 TL Kümmel im Mörser etwas zerdrücken und dazugeben, ca 1 Minute rösten lassen. 1 TL Waldhonig dazugeben und etwas karamelisieren lassen.

2) Sauerkraut und 125g Brühe (oder Wasser) dazugeben und mit Deckel köcheln lassen, bis sich die Aromen weitergegeben haben. Nach ca. 15 Minuten scharfen Paprika hinzugeben, ohne Deckel weiterköcheln - ca 10 Minmuten

Zubereitung Blumenkohlauflauf

1) 500g Kartoffeln schälen und in Salzwasser weich kochen.

2) Vom Blumenkohl Röschen abbrechen, der Strunk wird nicht verwertet und in Salzwasser ca 5 Minuten bissfest vorgaren. 

3) Freitag schmelzt für die Bechamelsauce Butter, gibt dann Pfeffer und Muskat dazu, um die Gewürze etwas anzurösten, dann erst unter Rühren das Mehl und nach dem Hellbraunwerden der Mehlschwitze 500 ml Milch, 250ml Sahne, Zitronenabrieb (und -saft). Wir machen das ohne Saft, weil das Sauerkraut ist schon sauer genug.
Und ich bevorzuge, weißen Pfeffer und Muskat am Ende der Kochzeit der Soße zuzugeben!

4) Porree schneiden und noch zwei Minuten zum Blumenkohl geben..

5) Kartoffeln abgießen, noch mal kurz im geschlossenen Topf ausdampfen lassen, dann grob stampfen und als Grundlage in die gefettete Glas-Form geben. Kohlröschen und Porree dazu, mit der Hälfte der Bechamelsauce begießen, dann Sauerkraut dazu,  darüber neuerlich Soße, Bergkäse und Gouda.

6) Bei 180 Grad Ober- und Unterhitze im Ofen (in meinem Gasofen 200 Grad oberste Schiene) 20 Minuten garen. In meinem Ofen noch mal 10 Minuten bei voller Pulle (275 Grad) zugeben, damit der Käse gratiniert. Bei einem Elektro-Ofen ist das naturgemäß einfacher mit Oberhitze (oder "Salamander"). Muss man ausprobieren.

7) Wie jeden guten Auflauf aus dem Ofen holen und vor dem Servieren ca 5 Minuten rasten lassen.