30.08.2024

Galette bretonne

Die Galette bretonne ist die nordfranzösische Schwester des Bookwetenpannekokens. Auch ein Produkt der atlantischen Küstengegend - nun aber hauchdünn im Stile des Crêpe, und vollständig aus Buchweizen- statt Weizenmehl. 

Klassisch verzichtete man hier aufs Ei, weil das wertvoll war, besser an andere verkauft werden konnte als selber genutzt - und ja sowieso später noch drauf kommt. 

Man brät die Galette nur auf einer Seite an, belegt sie dann mit unterschiedlichsten Füllungen. Die traditionelle Galette Complète mit gekochtem Schinken und Emmentaler oder Gruyère-Käse, um als Krönung ein Ei hineinzugeben. Von vier Seiten zugeklappt hat man am Ende ein nettes quadratisches Päckchen fertigen Pfannkuchens. 

Für mich schmeckt der Teig in Schweineschmalz (und man braucht wirklich nicht viel davon) gebacken übrigens bereits wie Kochschinken - man kann den wirklichen Schinken eigentlich wirklich weglassen und sich möglichen vegetarischen Füllungen widmen: 

  • Ziegenkäse mit Feigenkonfitüre
  • Pilze, Crème fraîche
  • Artischocken und Nüsse
  • Spinat
Weniger vegetarisch, aber auch erwähnt werden:
  • Entenfilet mit Kartoffelpüree
  • Sardinen
Letztlich alles wie bei Pizza

Zutaten  

  • 150 Gramm Buchweizenmehl
  • 320 ml Wasser 
  • Salz
  • Für Authentizitäts-Fetischist*innen: 1 Eigelb und 100g Schweineschmalz (diese Mischung wird Lardigenn genannt) zum Anbraten der Küchlein
  • Gekochter Schinken (kann man gut auch weglassen!)
  • Gruyère oder Emmentaler, gerieben (mdst. 40g)
  • 1 Ei, zimmerwarm
  • Frühlingszwiebeln

    Zubereitung

    1) Buchweizenmehl, 200ml Wasser und Salz in der Küchenmaschine 10 Minuten aufschlagen. Schrittweise die restlichen 100ml Wasser dazugeben.

    2) Teigschüssel abdecken und über die Nacht in den Kühlschrank zum Gehenlassen / Fermentieren stellen. Aber auch nicht länger - derselbe Teig wurde nach einer weiteren Nacht beim Backen rissig-brüchig. 

    3) Aus dem Kühlschrank nehmen und ggf noch einmal 20 ml Wasser hinzugeben


    So soll es aussehen: die Konsistenz des perfekten Galette-Teig. Mit beherztem Schisslaweng präsentiert... Video: https://www.youtube.com/watch?v=9s0HYaOyJuU


    4) Zimmerwarmes Schweineschmalz mit einer Gabel cremig rühren, ein Eigelb hinzugeben und untermischen. Diese Mischung soll das Ankleben an die Pfanne verhindern. Bei teflonbeschichteten Pfannen kann man sich das Eigelb-Einrühren wohl sparen, auf dieses sog. Lardigenn (bretonisch) oder Lardiguel (frz.) verzichten

    5) Pfanne mit 1 TL entweder Schweineschmalz oder 1 TL vom Lardiguel (vegetarisch: 1 TL Butter) einfetten. Wenn die Platte ausreichend heiß ist, wie beim Crepes-Machen Pfanne vom Herd nehmen, schräg halten und Teig unter langsamen Rotieren der Pfanne eingeben. Der Teig verhält sich im Schmalz anders als wir es von Weizenmehlteig gewohnt sind, irgendwie schnellflüssiger. Nicht nervös werden! Wenn die Oberfläche der Pfanne bedeckt ist - zurück auf die nicht zu heiße Platte - und backen.

    6) Jedes Ei auf einen kleinen Teller geben und das Eiweiß salzen. Sinn der Prozedur ist, dass das Eigelb später vorsichtig auf die Galette gleiten kann ohne zu platzen

    7) Wir denken uns in der Mitte der Galette ein Quadrat. Das belegen wir mit der gewünschten Füllung (s. o.). Da vermutlich geriebener Käse mit dabei ist, formen wir ein kleines Grübchen in den Käsehaufen, das soll Ziel des Eidotters sein. Das lassen wir vom Teller in die Mitte gleiten lassen udn verstreichen das Eiweiß mit einer Palette ein wenig - wir plätten. Mit Pfeffer würzen, auf kleiner Hitze weiterbacken, zusammenklappen. Das Eigelb soll als Zentrum des Produkts sichtbar bleiben

    8) Noch eine Minute lang auf hoher Hitze backen, damit es ein paar dunkelbraune Punkte auf der Unterseite gibt. Dann in den sehr dezent geheizten Backofen geben, damit das Ei stockt, das Eigelb aber flüssig ist. Das ist das Wichtigste von allem! Die Unterseite sollte dann kross und knackig sein

    9) Dann die nächste Galette backen. 

    10) Jedenfalls gleich essen, wenn das Eigelb gut aussieht! Mit Frühlingszwiebeln oder - je nach Füllung - Kräutern jeglicher Art (Petersilie, Schnittlauch, Kerbel, Koriander - was halt grad im Haus ist...) garnieren 

    11)  Mag bei einer größeren Gästetruppe zu einem gewissen Stau führen, aber wat mutt dat mutt! Schön ist vermutlich auch mit mehreren Backstellen (Induktionsplatten verwenden?)  - dann kann jede*r sich den Galette selbst füllen und alle gemeinsam parallel garen und alle gleichzeitig noch mal zum Stocken ins Backrohr kommen



    27.08.2024

    Bookweetenpannekoken

    Die relativ anspruchslose Buchweizenpflanze ließ sich ab dem 16. Jahrhundert gut im kargen Moorboden des Ems- oder Frieslandes anbauen. Die Norddeutschen mahlten ihn und machten einen Teig - originellerweise mit Tee statt mit Wasser, wie es die Breton*innen täten - um lecker Pfannküchlein daraus zu zaubern: Bookweeten-Jan Hinnerks. 

    Warum die so heißen, habe ich bislang nicht herausfinden können: womöglich steht Jan-Hinnerk (JH) - parallel wie vom aus der Napoleonischen Besatzung beliebten hanseatischen Gassenhauer "Jan Hinnerk wahnt up de Lammer-Lammerstraat" behauptet - für Jehova, also Gott... 

    Immerhin: "...der kann machen, was er will"! Aber bringt das Sinn? 



    Wilhelm Busch (1876). Knopp isst Pfannkuchen. Von Busch gibt es auch ein Pfannkuchen-Gedicht


    Der gut abgelagerte Teig wird jedenfalls über angebratene (luftgetrocknete) Speckstreifen geschüttet, damit endet seine vegetarische  Existenz. Und zum fertigen Pfannkuchen kommt - hier wieder die klassische broken sööt - Zuckerrübensirup, Apfelmus oder eingemachte Preiselbeeren drüber rüber.

    Man liest auch von einem Hauch Fenchel-Saat, der dem Teig zugegeben wurde.


    Zutaten  

    • 100 Gramm Buchweizenmehl
    • 50 Gramm Weizenmehl
    • 200 ml kalter schwarzer, ordentlich starker Ostfriesen-Tee (Assam), im Emsland nimmt man angeblich Kaffee
    • 2 Eier
    • 1 Teelöffel Meersalz
    • 1 Eigelb und 100g Schweineschmalz (Lardigenn oder Lardiguel) zum Anbraten der Küchlein
    • 150 Gramm luftgetrockneter gestreifter Bauchspeck (in dünnen Streifen)
    • Apfelmus oder Zuckerrübensirup


      Zubereitung

      1) Das Buchweizen- und das Weizenmehl vermengen und portionsweise Mehl in den kalten Tee geben und in der Kitchenaid verquirlen. 

      2) Dann zunächst ein Eigelb zugeben, rühren lassen. Nacheinander die weiteren Eidotter hinzu und salzen. Der eingefleischte Friese gibt wohl auch Zucker hinzu.

      3) Den Teig für mindestens fünf Stunden quellen - eigentlich fermentieren - lassen.

      4) Vor der Zubereitung Eiweiße steif schlagen

      5) Zimmerwarmes Schweineschmalz mit einer Gabel cremig rühren, ein Eigelb hinzugeben und untermischen. In dieser Mischung soll der Teig beidseitig gebacken werden. Sie soll das Ankleben an der Eisen-Pfanne verhindern. Bei teflonbeschichteten Pfannen kann man sich das Eigelb-Einrühren wohl sparen. Vegetarier nehmen statt des Schweineschmalzes Butterschmalz oder einfach Sonnenblumenöl

      6) Speckstreifen in die Pfanne geben und auslassen. Vegetarier?: diesen Schritt auslassen!

      7) Eiweiß in Teig einheben und portionsweise über den (evtl nicht vorhandenen) Speck geben und für ca. 2-3 Minuten braten, bis sich auf der Oberseite Bläschen gebildet haben. Pfannkuchen nun wenden und von der anderen Seite braten.

      8) Die fertig gebratenen Pfannkuchen warm stellen.

      9) Vegetarier oder nicht?: Jedenfalls mit Sirup und/oder Apfelmus servieren!

      Man kann den Bookweetenpannekoken auch im Sinne der sowjetischen Bliny servieren - z. B. mit Smetana oder saurer Sahne, Nordseekrabben, Kaviar, Räucherfisch. Vegetarisch mit Frischkäse, Möhrchenlachs. Süß mit Ahornsirup und Heidelbeeren, Ananas, Maracuja - was der Markt so bietet...


      Pfannkuchen in der Literatur...

      Pfannkuchen in der Literatur? Hier Wilhelm Buschs Reminiszenz - mit der auch von uns bevorzugten Abfolge der zu verarbeitenden Ingredenzien: Das Mehl ins Flüssige und nicht umgekehrt! 


      Von Fruchtomletts, da mag berichten

      Ein Dichter aus den höhern Schichten.

      Wir aber, ohne Neid nach oben,

      Mit bürgerlicher Zunge loben

      Uns Pfannekuchen und Salat.

      Wie unsre Liese delikat

      So etwas backt und zubereitet,

      Sei hier in Worten angedeutet.

      Drei Eier, frisch und ohne Fehl,

      Und Milch und einen Löffel Mehl,

      Die quirlt sie fleißig durcheinand

      Zu einem innigen Verband.

      Sodann, wenn Tränen auch ein übel,

      Zerstückelt sie und mengt die Zwiebel

      Mit Öl und Salz zu einer Brühe,

      Daß der Salat sie an sich ziehe.

      Um diesen ferner herzustellen,

      Hat sie Kartoffeln abzupellen.

      Da heißt es, fix die Finger brauchen,

      Den Mund zu spitzen und zu hauchen,

      Denn heiß geschnitten nur allein

      Kann der Salat geschmeidig sein.

      Hierauf so geht es wieder heiter

      Mit unserm Pfannekuchen weiter.

      Nachdem das Feuer leicht geschürt,

      Die Pfanne sorgsam auspoliert,

      Der Würfelspeck hineingeschüttelt,

      So daß es lustig brät und brittelt,

      Pisch, kommt darüber mit Gezisch

      Das ersterwähnte Kunstgemisch.

      Nun zeigt besonders und apart

      Sich Lieschens Geistesgegenwart,

      Denn nur zu bald, wie allbekannt,

      Ist solch ein Kuchen angebrannt.

      Sie prickelt ihn, sie stockert ihn,

      Sie rüttelt, schüttelt, lockert ihn

      Und lüftet ihn, bis augenscheinlich

      Die Unterseite eben bräunlich,

      Die umgekehrt geschickt und prompt

      Jetzt ihrerseits nach oben kommt.




      Geduld, es währt nur noch ein bissel,

      Dann liegt der Kuchen auf der Schüssel.

      Doch späterhin die Einverleibung,

      Wie die zu Mund und Herzen spricht,

      Das spottet jeglicher Beschreibung,

      Und darum endet das Gedicht.



      Wilhelm Busch. Letztes Selbstporträt