21.07.2019

Obazda und Liptauer

Obazda ist eigentlich eine Resteverwertung für vielleicht schon etwas überreifen Weichkäse (Camembert oder Brie). Die Münchnerin bereitet ihn zuhause zu und nimmt ihn mit einem reschen Graubrot mit in den Biergarten. 

Das Wiener bzw. slowakische Pendant dazu ist Liptauer. Den gibt es beim Heurigen, und man muss ihn dort kaufen, darf ihn nicht – wie in München – mitbringen. Dort ist er dann leider meist aus Ouark und gar Margarine hergestellt, alles falsch! Wie nehmen Brimsen. Brimsen ist ein ursprünglich aus den Karparten stammender Frischkäse aus Schafmilch, der von Mai bis Oktober produziert und geliefert wird. 

Obazda (hinten) & Liptauer (vorne) - Paprika macht die Farbe...

Zutaten Obazda

  • 180 g Camembert 
  • 50 g zimmerwarme Butter
  • 1 Zwiebel (40 g gedünstet)
  • 10g Paprika, 1 gestr. TL (ca 3 g) Kümmel, Salz
  • Schnittlauch, zu Röllchen zerschnitten
  • 1 gestr. TL (ca 3 g) Kümmel, Salz
  • 4 cl Weizenbier


Zubereitung

1) Wir würfeln eine Zwiebel fein und schwitzen sie kurz in Butter an  (mit geschlossenem Deckel), damit sie nicht so penetrant durchschmeckt.

2) Zimmerwarme Butter und zimmerwarmen Camembert mit einer Gabel in einer Schüssel vermantschen. 

3) Um die Masse leichter verarbeiten zu können, geben wir etwas Weißbier hinein.

4) Abgekühlte Zwiebeln, Paprikapulver und etwas Kümmel dazu.

5) Laut der Verordnung im EU-Qualitätsregister, in das der Obazda seit 2015 eingetragen ist, gehört auch noch „Salz“ zu den verpflichtenden Zutaten. Davon nehmen wir aber nur einen Hauch, weil der Käse ohnedies salzig genug sein dürfte. 6) Freude machen noch Schnittlauchröllchen, die man drüber streut.

Zutaten Liptauer

  • 160 g Brimsen (halb)
  • 100 g zimmerwarme Butter (halb)
  • 1 Zwiebel (gerieben?) oder in Würfelchen geschnitten und angedünstet
  • 10g Rosenpaprika, 1 gestr. ETL Kümmel, Pfeffer
  • 2 Gewürzgurken, gewürfelt
  • Viertel Rote Paprika, gewürfelt
  • 10 Kapern, zerhackt
Nahezu gleiche Zutaten - je mehr Butter, desto fetter!

Zubereitung Liptauer

1) Wir lassen den Brimsen, der meist in einer Lake abgepackt erhältlich ist, in einem Sieb abtropfen (ca 15 Minuten)

2) Dann vermengen wir ihn mit Butter, Rosenpaprika, Pfeffer und Kümmel. Einige Rezepte sprechen von „geriebenen Zwiebeln“, wir nehmen aus Bekömmlichkeitsgründen wieder zuvor leicht angedünstete  Zwiebelwürfelchen.

3) Je nach Gusto kann man noch eine Gewürzgurke würfeln und Paprikawürfel einarbeiten, ebenso auch ein Paar Kapern.

4) Beide Aufstriche schmecken am besten mit Wachauer-Laibchen, da die auch Kümmel enthalten und perfekt harmonieren.


20.07.2019

Pasta al Nero

Von Kaiser Nero wird berichtet, dass er einmal darauf bestanden habe, dass ihm ein Fischgericht ausschließlich aus Wangen von Fischen zubereitet werde. Das war eines seiner zahllosen verrückten Ideen, um in der Gegnerschaft Kopfschütteln zu erzeugen und Verschwendung zum Genussprinzip zu machen. 

Seitdem meinen viele Besserwisser, dass Forellenwangen eine besondere "Delikatesse" seien. Einfach kosten und feststellen, dass dem nicht so ist! Resultat von Fake News einer 2000 Jahre alten Selbstdarstellungs-Geschichte.

Pasta al Nero allerdings hat freilich gar nichts mit dem exzentrischen Kaiser zu tun, dem wir in Monteverdis Krönung der Poppea  hier in der Version der Salzburger Festspiele mit der wunderbaren Kate Lindsey so gerne zuhören, nachdem er alle abratenden Moralisten gemeuchelt hat, um mit seiner Liebsten zusammen sein zu dürfen.  

In unserem Rezept ist die Nudel einfach durch beigefügte Tintenfischtinte durch und durch schwarz (ital. "nero") - und so isst man sie gern, besonders in Sizilien.













Geht auch gut mit Resten vom Oktopus-Rezept...


Zutaten

  • 400 g Nudelteig
  • 1 Säckchen Tintenfischtinte (4g) für den Teig, eines (4g) für die Sauce
  • 1 Päckchen tiefgekühlte Sepia oder Kalmare (400g)
  • 500g frische Muscheln
  • 2 Zwiebeln, 4 Zehen Knoblauch, 2 Lorbeerblätter, 10 cm Bleichsellerie
  • 150 ml trockener Weißwein
  • 2 große Tomaten; eine Paar Cocktailtomaten zur Deko
  • gehackte Petersilie
  • 150 ml trockener Weißwein
  • wenn vorhanden: Fisch-Fond
  • ein EL Crème fraîche

Zubereitung

1) Wir nehmen unseren klassischen Nudelteig und mischen ihn von Anfang an mit 1 Säckchen (4 g) Tintenfischtinte. Die Tinte lässt sich schwer herausdrücken, daher zerschneide ich das Säckchen über einem Schüsselchen mit 2 EL warmem Wasser, in das man den Inhalt zuerst ausdrücken und dann die Innenseite des Säckchen "auswaschen" kann. So geht nichts von der kostbaren Flüssigkeit verloren. Die Flüssigkeit dann zum Teig dazugeben.
Alles andere wie im bekannten Rezept. Nochmal 5 Minuten mit der Hand durchkneten und in Klarsichtfolie im Kühlschrank gut 1 Stunde ruhen lassen. Danach wieder auf Zimmertemperatur aufwärmen lassen und zur gewünschten Nudelform umgestalten. 

Stattdessen kann man auch einfach (schwarze) Spaghetti aus der Tüte nehmen, damit wird das Gericht nämlich meistens gemacht.


2) Aufgetauten Tintenfisch in Streifen / Stücke schneiden.

3) Muscheln mit eiskaltem Wasser waschen und im Sieb brutal schütteln. Solche, die dann noch offen sind, mit einem Messer anstoßen. Wenn sich einige Exemplare trotz dieser groben Behandlung nicht schließen, muss man sie aussortieren und nicht mehr verwenden. Wir benutzen nur geschlossene Muscheln!

4) Tomaten in mundgerechte Stücke schneiden. Häuten kann man machen, macht man aber nicht. Kerne raus schon, sonst wird es zu wässerig, wenn wir das Sugo nicht länger köcheln lassen. 

5) Zwiebel, Staudensellerie und Knoblauch in Würfel schneiden.

6) Tintenfischstücke mit Haushaltspapier sorgfältig abtrocknen, mit ganz wenig Öl in einer unbeschichteten Pfanne ca. 3 Minuten so richtig schön scharf anbraten, dass sie ordentlich anbräunen. Also eher ankleben lassen und nicht rumrühren. Dann mehr Olivenöl dazu und die Zwiebeln. Nachdem diese glasig sind, Knoblauch beigeben, Hitze runter und kurz durchschwenken. Dann Tomate und Lorbeer dazu, diese noch mal kurz hoher Hitze aussetzen und mit Wein ablöschen. 1 Beutel Tintenfischtinte zugeben, salzen und pfeffern. Aufkochen und dann Hitze sofort reduzieren.

7) In einem anderen großen Topf geschnittene Zwiebeln, Knoblauch, Sellerie mit Olivenöl anbraten, mit Weißwein ablöschen und Muscheln hinzuzugeben, Deckel drauf und solange erhitzen bis alle Muscheln geöffnet sind. Das dauert knapp zwei Minuten, den Topf vom Herd nehmen und mit geschlossenem Deckel wild schütteln. Solche Muscheln, die nun nicht offen sind, aussortieren und nicht servieren.

8) Flüssigkeit aus dem Muscheltopf durch ein Sieb zum Tintenfisch-Sugo geben, eine Zeitlang ohne Deckel auf kleiner Flamme einköcheln lassen. Noch ein Paar Cocktailtomaten vierteln. Die Tinte macht das Ganze nicht nur schwarz, sondern dickt die Soße auch rasch ein. Dann die Muscheln und das Gemüse aus dem Sieb dazu, alles schwenken. Zur Deko vielleicht etwas Grün und Muscheln übrig lassen und zuletzt mit den Cocktailtomaten über die Speise geben - sonst ist alles sehr schwarz...
Ein Löffelchen Crème fraîche gibt bei Bedarf eine gewisse Säure und Bindung. Nicht mehr kochen!

9) Mit den gekochten Spaghetti oder selbstgemachten Nudeln vermengen, mit geviertelten Cocktailtomaten und Petersilie bestreuen und servieren.


13.07.2019

Shakshouka

שקשוקה

Als Tim Mälzer den 2-Sternekoch Hans Neuner in seiner Sendung "Kitchen Impossible" zum Duell aufforderte, setzte er ihm eine scheinbar simple Aufgabe vor - Shakshouka. 

Mälzer hin, Neuner her - In der Sendung erklärt Bino Gabso, vulgo "Dr. Shakshouka", eine großräumige, kulinierende Institution in Tel Aviv, seine Zubereitungsart. Die ist hier unkommentiert und unautorisiert nachzusehen... Neuner betont vermutlich zurecht, dass die Reihenfolge der Zugabe der Zutaten wichtig ist - und dass die Substanz an der (unbeschichteten) Eisenpfanne etwas anbrennen und damit schmackhaft-krustig werden müsse (s. auf dem nachstehenden Foto links). 




                                      

Zutaten

  • frische Tomaten, nichts aus der Dose
  • grüner Spitzpaprika (scharf)
  • Knoblauch, reichlich
  • offenbar keine Zwiebeln!
  • Olivenöl bis zum Abwinken
  • Eier, ganz   
  • Salz, Pul Biber ("Scharf")

Zubereitung