20.06.2020

Spargel tot - Kirschen rot

Sherilyn Fenn formt oral einen Knoten in einen Kirschenstil - Filmgeschichte!

Wenn der Spargel abgestochen ist, beginnt die Saison meines Lieblingsobsts, die viel zu kurz, viel zu kurz!, ist.

Dieses beklagenswerte Faktum inspirierte wohl auch Jean-Baptiste Clément und Antoine Renard 1866 zu jenem Lied, das Jahre später - nach ihrer blutigen Zerschlagung - zum Gedenklied der Pariser Commune wurde. Dieser 1871 nur wenige Wochen dauernde Versuch einer kommunistischen Selbstorganisation war - wie Marx schrieb - die erste "Regierung der Arbeiterklasse" (MEW 17, 342). Ihr Lied ist "Les temps des Cerises". 

Mein Chorsatz für drei gleiche Männerstimmen

Süßkirschen schmecken am besten frisch vom Baum. Da macht es keinen Sinn, die irgendwie zu verarbeiten, da bleibt ja nichts übrig - außer schweren Herzens für den Rumtopf!

Sauerkirschen gibt es auch - Weichseln, wie die Ösis sagen. Aus denen macht man Kuchen, z. B. den aus Twin Peaks.

Italieneri*nnen konservieren sie als leckere, aber picksüße Amarena-Kirsche, von der man beim besten Willen nicht ahnt, dass sie ursprünglich eine Sauerkirsche gewesen sein könnte. Die gehören mit Kirschlikör und Schlagsahne aufs Eis und sind dann "Amarena-Becher".

Kirsche, süß oder sauer, passt gut zu Schoko, deshalb gibt es die Schwarzwälder Kirschtorte. Perfekte Kombi auch beim Eis.

Der Schwarzbrenner macht aus Kirschen einen leckeren Schnaps. Maraschino ist so einer. 

Aus den Kernen machen wir Kissen, die wir uns im Winter auf den Blähbauch oder die verspannte Schulter legen. Und dabei vom letzten Frühsommer träumen können. 

Und dann gibt es noch Kirschenstile, die prima sind, weil man sich die Früchte damit neckisch ans Ohr hängen und mit etwas Übung kunstvoll im Mund verknoten kann. Oder einen Aufguss daraus brüht. Der wiederum ist harntreibend und damit ein Wundermittel gegen Gicht, Blasen- und Nierenbeschwerden. 


Zubereitung Kirschstiel-Aufguss

Gosalbo & Solís (2005) empfehlen in "Lust auf Kirschen" diesen Stiel-Aufguss 3x täglich zu den Mahlzeiten zu trinken: eine Mischung von 220g Stielen auf 1l Wasser, das man aufkochen möge, vom Herd nehmen und dann die getrockneten Stiele für 5 Minuten darin - bedeckt - ziehen lässt.
Die Stiele hatte man vorab in der Sonne getrocknet und in einer Büchse aufbewahrt.


Der Deutsche, der über die Sauerkirsche als "Morelle" spricht, kocht im Juni Konfitüre oder Chutney ein - beides passt zu Ente oder Leber - oder für den Vegetarier gut zu würzigem Käse, z. B. Manchego oder gratiniertem Ziegenkäse. 

Unser Rezept verzichtet auf Chili und Weihnachtsgedöns wie Sternanis und Zimt, damit das köstliche Kirschenaroma nicht zugedröhnt wird. 


Zutaten Kirschen-Chutney (ergibt etwa 4 Gläser)


  • 1kg entkernte Sauerkirschen (dafür kauft man 1300g)
  • 300 g Würfel von roten Zwiebeln
  • 40g Ingwer, sehr dünn schneiden
  • 150ml Lager Weichsellikör
  • 100ml Essig, z. B. Gegenbauers Weichsel-Sour-Cherry-Essig oder - etwas preiswerter- Walnussessig
  • 100g brauner Zucker - mit dieser Menge sind wir am unteren Ende des Möglichen! Schließlich dient der Zucker - zusammen mit dem Essig - dem Konservieren.
  • 2 Lorbeerblätter
  • 2 Stiele Rosmarin (gehackt ca 6g)
  • 15 Pimentkörner, gemörsert
  • 8g Braunsenf-Saat
  • 2g Koriandersaat

  • Zubereitung

    1) Kirschen entkernen.

    2) Ingwer fein reiben und zu den Kirschen geben.

    3) In einer heißen, unbeschichteten Pfanne ohne Fett Koriander mit der Senfsaat anrösten. Wenn diese "aufpoppt" Gewürze vom Herd nehmen und zu den Kirschen dazu.

    4) Dann noch Lorbeerblatt, Rosmarin, Zucker, Piment rein, umrühren und ca. eine Stunde stehen lassen

    5) Zwiebeln in nicht zu kleine Würfel schneiden

    4) Zwiebelwürfel mit Likör und Essig in einen Topf geben, aufkochen, dann das Kirschen-Zucker-Gewürz-Gemisch hinein. 

    5) Bei kleiner Hitze zunächst eine halbe Stunde im Topf ohne Deckel, immer so um die 98° C, dann mit Deckel - damit es nicht zu trocken wird - noch mal eine halbe Stunde vor sich her blubbern lassen. Dabei öfter umrühren. 

    6) In der Zwischenzeit Twist-off-Gläser mit passenden Deckeln ca 10 Minuten in kochendem Wasser sterilisieren. Mit einer Zange aus dem Wasser nehmen, zum Abtrocknen umgedreht auf eine Lage Küchentücher stellen.

    7) Gläser umdrehen, auf ein feuchtes Geschirrtuch stellen (damit die Gläser nicht platzen).

    8) Vor dem Einfüllen Chutney noch mal kurz richtig aufkochen lassen und dann das kochend heiße Chutney mit einem Trichter bis zum Rand einfüllen.
    Rand der Gläser abwischen, wenn's sicher sein soll: mit einem mit Alkohol getränktem Küchentuch. Zudrehen.



    9) Nach 1 Minute die Gläser auf die Deckel stellen, nach irgendwann wieder umdrehen.

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