14.08.2021

Serviettenknödel

Eigentlich ein Resteverwertungs-Essen.


Brezeln oder Brötchen, die zu hart für den Verzehr geworden sind, werden gewürfelt, in Ei und Milch eingeweicht und in einer Serviette eingerollt in leicht blubberndem Salzwasser zu einer Knödelwurst gesotten. 

Statt der Serviette nutzen wir Alufolie - eine geschmacksneutrale Errungenschaft, die Ende der 60er-Jahre begeistert propagiert wurde:

"Der Trick mit der Alufolie". Aus: Gut bürgerlich kochen (1968), S. 80., Lingen Verlag, Köln



Klassisch ist der Semmelknödel Sättigungsbeilage zum "Schweinernen" - Braten, "Bauernschmaus" oder "Schlachtplatte" - immer mit Sauerkraut. 


So schaut's aus: der Semmelknödel (li.) in seiner ursprünglichen Bestimmung. Aus dem Kochbuch eines unbekannten Autors, das von den inhaltlichen Aussagen her an das Deutschland der 1940er-Jahre erinnert.



Zutaten  

  • 250 g Laugenstangen (3) oder Brötchen vom Vortag, in Würfel geschnitten oder einfach Kaisersemmelwürfel aus der Tüte
  • 1 Zwiebel, fein gewürfelt
  • 1 Büschel glatte Petersilie, davon die Blättchen gehackt
  • 200 ml Milch
  • 3 Eier, davon eines getrennt und das Eiweiß geschlagen
  • eine Prise Mehl
  • Butter zum Auspinseln der Alufolie

 

Zubereitung

1)  Petersilie waschen, trockenschütteln, Blätter von den Stielen zupfen und klein schneiden.



2) Zwiebelwürfeln in Butter oder Sonnenblumenöl in einem Topf mit Deckel kurz glasig dünsten.



3) Petersilie zugeben, noch ca 30 Sekunden mit Deckel mitdünsten, 1 EL Wein zugeben, kurz köcheln lassen und vom Feuer nehmen.


4) In einer großen Schüssel Eier, Eigelb und Milch verrühren.


 
Semmelbrösel hineingeben und vermengen. Ausgekühlte Zwiebel-Petersilien-Mischung dazu, etwas salzen und ca eine Stunde ruhen lassen. Dabei ab und zu umrühren. Die Masse durchweicht langsam.



5) Aus dem Eiweiß einen steifen Eischnee rühren und einheben.


6) Alufolie mit Butter bestreichen, meistens muss man zwei Lagen Folie mit Butter "verkleben", damit die Fläche breit genug ist, die Masse unterzubringen.

7) Masse in die Folien geben, an beiden Seiten eindrehen. Dabei die "Wurst" nicht zusammenkneten und -pressen, denn dann würde der Knödel nicht fluffig. Für den Halt sorgt ja die "Serviette".


Dann für ca 30 Minuten in gesalzenem Wasser sieden lassen. Also nicht kochen (kein Blubbern!), sondern knapp unter dem Punkt, wo das Wasser Blasen machen würde.


U. U. einen Teller oder ein kleineren Topfdeckel auf das Päckchen geben, damit es unter Wasser ist. Während der Kochzeit mal drehen.

8) Vorsichtig auswickeln, rasten lassen!

9) Aufschneiden und in Butter oder Sonnenblumenöl von beiden Seiten anbraten.

02.08.2021

Aubergine verkohlt

Wenigen Früchten ist die Ehre vergönnt, einer Farbe den Namen zu geben: der Apfelsine, the peach, le abricot und - der Aubergine. Ein Farbname, der glaublich in den 70-ern modisch geworden ist. 

Saison der Aubergine ist zwischen Mitte Juli bis Ende September. 



Martin Nordins Buch "Grill Gemüse!" hat mich ermutigt, eine frische, runde Aubergine einfach in die glühenden Briketts des Holzkohlegrills zu legen bis sie äußerlich kohlrabenschwarz war. Von außen sah es dann so aus, als sei das Produkt endgültig zerstört. Einmal in der Mitte durchgeschnitten, erwies sich der Geschmack der Frucht jedoch sofort als sensationell. Ganz anders als man frittierte oder aufgeschnitten gegrillte, mit den üblichen Kräutern übertünchte ausgedörrte Auberginen in Papp-Textur kennt. 



Cool: Twiggy  in Aubergine (Mode ca 1968-1970)

Nämlich stattdessen: saftig, schmackhaft, pur! Einfach nicht wiederzuerkennen! Ein bisschen länger im Feuer wird das Innere cremig wie eine Paste.



Heiß: Aubergine im Thüros-Grill


Zutaten  

  • 1 runde Aubergine pro Person
  • Fleur de Sel

Zubereitung

1) Aubergine mit Schaschlikspieß oder Zahnstocher rundum einstechen. 

2) Zu den glühenden Briketts geben und ca 15 Minuten garen lassen. Dabei wenn möglich einmal wenden. Ein bisschen länger im Feuer wird das Innere cremig wie eine Paste.

3) Aus dem Feuer holen, wenn die Schale verkohlt aussieht und kurz (!) rasten lassen.

4) Halbieren, mit Fleur de Sel salzen und direkt mit einem Löffel verputzen. Besonders lecker ist die rauchig schmeckende Zone unter der verkohlten Schale.