16.04.2022

Die besten Frikadellen ever...

...waren die von Tante Wilma. Ungeschlagen!

Es gab sie immer, wenn wir zum Pferderennen gefahren sind - als Mittagessen vor dem Betreten der Rennbahn in Hannover Langenhagen, am Parkplatz im Auto von Arnti. Ich glaube, mit gutem Kartoffelsalat Ofenerdieker Art!

Und nach den ersten gewonnenen Platzwetten gab´s als Belohnung für den richtigen Tipp eine frische Rostbratwurst. 

Es geht also um kalte (!) Frikadellen. Die übrigens nicht "fluffig" sind, sondern im Biss eher hart sein müssen. Beim Zubereiten aufs Salz achten - wenn die Dinger gebraten sind, sind sie deutlich salziger als beim Abschmecken der kalten Masse. Also im Zweifel - eher weniger Salz nehmen! Später gibt's ja eh Senf dazu. Ich habe zahlreiche Varianten ausprobiert, auch die Zugabe von Senf - aber auch das führt zu einer oft penetranten Salzigkeit. Wenn Senf, dann jedenfalls weniger Salz!

Das Verwegene an Nannis Original-Rezept war, dass sie die Frikadelle zur Hälfte aus "Hackepeter", zur anderen Hälfte allerdings aus "Tatar" machte. Die Verwendung dieser seinerzeit sündteuren Zutat, die Vater Heinz sehr gerne roh auf Brot aß - faschiertes Rinderfilet also - hielt schon meine Mutter für pure Dekadenz. 

Ebenso war wohl anrüchig, dass in diesem Zusammenhang auch mal der Begriff "Beefsteak" fiel. Womöglich ein Relikt der siegreichen britischen Armee, die in Oldenburg residierte? 

So oder so - Nanni bestand auf ihr Tatar in den Beefsteaks - und das Resultat war wie gesagt ungeschlagen. 

Ich war nie bei der Produktion dabei - daher weiß ich nichts über die klassische Frage, ob Brotsedimente zugefügt wurden. Mutti gab für ihre (meist warm mit Kartoffelpüree servierten) Frikadellen dem Gehackten in Milch getränkte Brotreste bei. Nanni möglicherweise gar keine Kohlenhydrate. 

Ich bevorzuge Semmelbrösel. Auch gebe ich Thymian und Knoblauch bei, was in Ofenerdiek sicher ungebräuchlich war. Obligatorisch sind jedenfalls Zwiebelwürfel, die man anstatt sie roh zur Masse zu geben vorher andünsten sollte - dann wird das Ganze bekömmlicher. Also...


                                                                        

Zutaten (ergibt 10 Frikadellen)

  • 1 Zwiebel mit ca. 6cm Durchmesser, in kleinen Würfeln
  • 2 Knoblauchzehen, fein gehackt
  • 1g (ca 1 TL) getrockneter Thymian
  • 1 Schuss Weißwein
  • 250g Tartar
  • 250g Schweinemett
  • 1 Ei (L)
  • 25g Semmelbrösel
  • 8g (ca. 1 EL)Meersalz, bei Steinsalz eher weniger - es schmeckt meines Erachtens "salziger", jedenfalls "härter" als Meersalz. Kann aber auch Einbildung sein...
  • Pfeffer nach Gusto

Zubereitung


1) Gehacktes und Ei aus dem Kühlschrank nehmen und Zimmertemperatur annehmen lassen.

2) In einer unbeschichteten Pfanne Zwiebelwürfel in Sonnenblumenöl anschwitzen, können ruhig eine leichte Bräune entwickeln, aber wirklich nur leicht! Dann erst Knoblauch dazu (sonst Bitterkeits-Gefahr!), Thymian, kurz weiter anschwitzen. Schuss Weißwein dazu, Deckel drauf, kurz aufköcheln bis Flüssigkeit eingezogen bzw. verdunstet ist. Von der Flamme nehmen und mit Deckel kalt werden lassen. 

3) Gehacktes, Ei, Zwiebel-Knoblauch-Masse mit Semmelbröseln, Salz und Pfeffer mit den Händen sorgfältig verkneten. 10 Minuten rasten lassen.

4) Daraus Frikadellen, ca. 8x5 cm, 1,5 cm dick, formen und auf einem gemehlten Brett lagern.





5) Sonnenblumenöl erhitzen, Frikadellen mit der angemehlten Seite hineingeben, ca. 4 Minuten scharf anbraten, dann wenden und von der anderen Seite wiederum braun braten. Pfanne mit dem Öl immer mal schwenken, damit das heiße Öl die Frikadellen gut umschmeichelt. Bei Kerntemperatur von 65 Grad aus dem Fett nehmen, auf Küchenkrepp abtropfen und nachgaren lassen - und kalt essen.