06.04.2023

"...mit viel guter Butter..."

Mit der Butter ist es ja so ein Ding...

Wenn meine Mutter wollte, dass wir wir ihren Kuchen besonders schätzen und loben sollten (was ohnedies aufgrund der prächtigen Qualität unstrittig erfolgt wäre), aber wenn sie ein solches Lob eben noch mal besonders hervorkitzeln wollte, z. B. weil sie just ein neues Rezept einer ihrer Freundinnen erprobt hatte, so erwähnte sie beiläufig: "der ist mit viel guter Butter"!

"Gut" wurde dabei besonders betont! - Also keine billige Margarine (Rama war damals die Marke der Wahl), sondern Butter, die der Kriegsgeneration als Symbol von Luxus und Wohlstand galt. Auch die Anzahl der im Kuchenteig verwendeten Eier gehörte erwähnt: "8 Eier - und mit guter Butter!" Viel davon!


  Eigentlich unpackbare Werbung für "Deutsche Markenbutter", 3 Jahre nach meiner Geburt:
Damals wurde Butter als natürliches "Schmiermittel" für die Nerven beworben -
statt kritisierter "Surrogate" ein Segen für Galle, Leber und Hirn...


In meiner Jugend verlor die Butter jedoch wenn schon nicht an unvergleichlich prächtigem Geschmack - was sollte es denn wirklich Besseres geben als frisches, noch warmes, Graubrot mit viel guter Butter und etwas Salz? -, so doch an Ruf: 

Ehemals Luxusartikel, klagte man nun aufgrund hochkapitalistischer Produktions- und europäischer Förderkonzepte über den "Butterberg" der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Und das Zentrum der Produktion lag nur unweit unseres Grundstücks  in Oldenburg - das Hochhaus der BEZ, der von uns so genannten "Butter-Eier-Zentrale".



Noch 2009 berichtet Heinzis Zeitung von Butterbergen und Milchseen

Doch mit dem ökonomischen Dilemma nicht genug! - US-Internist*innen machten in Butter zuhauf Schädlinge aus -  Cholesterin (dt. "verhärtete Galle") wurde als Wurzel allen gesundheitlichen Übels demaskiert. Und alles was im Kuchen bislang gut war, nämlich auch die Eier waren voll davon, sollte nun geflissentlich gemieden werden.

Der Versuch unseres dichtenden niedersächsischen SPD-Landwirtschaftsministers Funke mit seinem legendären Vers

der Popularität des Produkts Gutes zu tun, weckte Erinnerungen an jene - seinerzeit legendär provokanten, inzwischen allerdings auch ethisch inkriminierten - Szene aus Bertoluccis "Letzter Tango in Paris", in dem Butter eine gleitende Rolle spielte. Für Funke war das Gedicht lediglich sein Karriereende. 

Liesbeth, unsere Mutter, schwenkte im damaligen Gesundheitswahn dazu über, ihr persönliches Abendbrot mit Margarine zu schmieren. Bei Festivitäten wurden unter den älter werdenden, damals noch rauchenden, Erwachsenen bei Tisch deren Cholesterinwerte zum Thema.

Mir hingegen bleibt die Sitte in wohligster Erinnerung, dass beim Mittagessen immer ein ordentliches Halbpfund Butter in der stählernen Butterdose mittig am Tisch thronte, aus dem ich mir mit meinem Esslöffel eine gehörige Portion schöpfte, um dieser dann beim Schmelzen über den gekochten Kartoffeln und natürlich den Fischstäbchen zuzuschauen. Und von diesem meditativen Schauspiel gerührt und zufrieden schließlich dann, bevor "man" endlich "reinhaute", noch einen Löffel guter Butter draufgab, damit es "besser flutscht".


Butter bei die Fische...

So war das damals in Zeiten des Überflusses. Derweil ist Butter  so teuer, dass sie wieder zum Luxusartikel geworden ist.

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